Im Portico der Kathedrale von Lucca befindet sich ein verzwicktes Fingerlabyrinth. Hochgestemmte Kinder versuchen es zu lösen, bevor ihren Eltern die Arme erlahmen.
Eine Inschrift erläutert: »Dies ist das Labyrinth, das Daidalos der Kreter gebaut hat und aus dem niemand herauskommen kann, der einmal darinnen ist. Nur dem Theseus ist dies dank des Fadens der Ariadne gelungen.«
Nichts gegen eine clevere Exit-Strategie, aber die katechetische Kraft des Emblems entfaltet sich in der Gegenrichtung. Es ist die labyrinthische Lebenserfahrung, die einen in das Gotteshaus hinein-, nicht der heidnische Schrecken, der einen aus dem Minotaurenhaus heraustreiben soll.
Mir würde hier eine Zugangsbeschränkung von der Art gefallen, wie man sie der Platonischen Akademie überschrieben haben soll: »Kein der menschlichen Maßgebungen Unkundiger möge hier eintreten.«
© 2022 Christoph D. Hoffmann
Bildnachweise
Fingerlabyrinth: Wikimedia