Die Summe und ihre Teile
Die »Summa Theologica« (auch »Summa Theologiae«) gliedert sich in drei Teile, wobei der umfangreichste zweite noch einmal unterteilt ist. Ein Supplement führt den dritten, unvollendet gebliebenen, Teil inhaltlich fort und schließt »Die Summa« systematisch ab.
Prima pars
Der erste Teil (auch »erstes Buch«, oder kurz »Prima«) verhandelt in 119 Quaestiones die Lehre von Gott, seiner Schöpfung und dem Menschen als herausgehobenem Teil des gesamten Schöpfungswerkes. Die Prima ist der metaphysische, theoretische, in Thomas’ Terminologie der »spekulative« Teil der Summa, erschöpft sich jedoch keineswegs in der sogenannten »natürlichen, rationalen, philosophischen« Theologie. Sie entwirft vielmehr einen »ordo mundi«, in dem ein jedes Ding durch eindeutige Koordinaten eines allumfassenden GPS (God’s Positioning System) bestimmt ist. Wer über inflationären Sprachgebrauch hinaus ein »Weltbild« besichtigen möchte, das diesen Namen wirklich verdient, kann die Prima nicht vermeiden.
Prima (pars) secundae (partis)
Die »Prima secundae« (erster Teil des zweiten Buches) betrachtet in 114 Quaestiones den Menschen in seiner praktisch-ethischen Dimension. Sie umfasst Thomas’ Affektenlehre und Handlungstheorie und stellt die philosophische Anthropologie zwischen Gesetz (des alten) und Gnade (des Neuen Bundes).
Secunda (pars) secundae (partis)
Über 189 Quaestiones hinweg entfaltet Thomas in der »Secunda secundae« seine Tugendethik, wobei er den klassisch-aristotelischen Kardinaltugenden die sogenannten theologischen (qua Offenbarung »eingegossenen«) Tugenden Glaube, Hoffnung und Liebe voranstellt. Vor allem den beiden Teilen der Secunda verdankt die Summa ihren Ruf eines unerschöpflichen, ebenso ergiebigen, wie freigebigen »Steinbruchs der Ideen«, in dem auch der weltanschaulich neutrale Interessent reichlich Ansatzpunkte für sein profanes Stemmeisen findet.
Tertia pars
Der dritte Teil (die »Tertia«) war von Thomas auf die Behandlung von Christologie, Sakramentenlehre und Eschatolgie angelegt. Am 7. März 1274 jedoch stirbt Thomas sozusagen in the making über Quaestio 90, noch vor der Fertigstellung seiner breit angelegten Abhandlung über das Bußsakrament.
Supplementum
Schüler rekonstruierten Thomas’ verbürgten Editionsplan aus früheren Schriften, vor allem aus seinem sogenannten »Sentenzenkommentar«, der als reguläre und standardisierte »literarische Gattung« der akademischen Theologie (vergleichbar einer Dissertation) als authentisches »theologisches Profil« des jeweiligen Kommentators gelten konnte. Das Supplement vervollständigt in 99 Quaestiones den Bußtraktat, ergänzt die Sakramentenlehre und schließt die Summa über die Auferstehung und »Die letzten Dinge« ab.
Prima – Secunda secundae
Tertia et Supplementum
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© 2020 Christoph D. Hoffmann
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Summa Theologica: Wikimedia | Kopien gescannt aus der Deutschen Thomasausgabe (DThA)