Fremde Federn

Feder und Tintenfass
»Talent borrows,
genius steals.
«
(Oscar Wilde)
Sandro Botticelli (zugeschrieben): Thomas von Aquin

Thomas von Aquin

»Das Geringste an Erkenntnis, das einer über die erhabensten Dinge zu gewinnen vermag, ist ersehnenswerter als das gewisseste Wissen von den niederen Dingen.«

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»Ubi amor, ibi oculus.«

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»Gratia non tollit naturam, sed perficit.«

Jean Paul Richter

Jean Paul Richter

»Eine neue Rolle des Lebens spielt der Mensch am wärmsten und am besten; über unsern Antrittspredigten schwebt der Heilige Geist brütend mit Taubenflügeln – nur später liegen die Eier kalt.«

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»Das körperliche Herz sei das Muster des geistigen: verletzbar, empfindlich, rege und warm, aber ein derber, frei fortschlagender Muskel hinter dem Knochengitter, und seine zarten Nerven sind schwer zu finden.«

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 »Es hat mich oft verdrüßlich gemacht, daß ich jeder Vorrede, die ich schreibe, ein Buch anhängen muß.«

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»Ich kenne nur eine Sache, die süßer ist, als ein Buch zu machen, nämlich eines zu entwerfen.«

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»Der Humor, als das umgekehrt Erhabene, vernichtet nicht das Einzelne, sondern das Endliche durch den Kontrast mit der Idee.«

Honoré de Balzac

Honoré de Balzac

»… le difficile problème littéraire qui consiste à rendre intéressant un personnage vertueux.«

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»Eine vollkommene Harmonie verrät die Kälte der Empfindungen.«

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„Die Einsamkeit ist schön, aber der Mensch braucht einen, der ihm immer wieder sagt, dass die Einsamkeit schön ist.«

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»Auch der Geist hat seine Hygiene, er bedarf, wie der Körper, einer Gymnastik.«

Ernst Jünger

Ernst Jünger

»Das Duell verfeinert die Manieren, die Zensur den Stil.«

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»Die Sprache lebt nicht aus eigenen Gesetzen, denn sonst beherrschten Grammatiker die Welt. Im Urgrund ist das Wort nicht Form, nicht Schlüssel mehr. Es wird identisch mit dem Sein. Es wird zur Schöpfungsmacht. Und dort liegt seine ungeheure, nie ausmünzbare Kraft. Hier finden nur Annäherungen statt. Die Sprache webt um die Stille, wie die Oase sich um eine Quelle legt. Und das Gedicht bestätigt, daß der Eintritt in die zeitlosen Gärten gelungen ist. Davon lebt dann die Zeit.«

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»Natürlich wird auch jedes Kunstwerk früher oder später untergehen. Doch unvergänglich dauert jenes, das lautlos durch Wort und Bild hindurchging wie durch die Gräber von Tarquinia. Das rührt uns an. Vergänglich ist, was wir unsterblich nennen, und doch ein Abglanz des Unsterblichen. Wenn wir über den Schnee gehen und die Sonne scheint wie heute, am 1. Februar 1970, dann sehen wir zuweilen einen der Kristalle als Diamanten aufleuchten. In einem von Billionen ahnen wir die Glutreserven, die im ewigen Eis schlummern.«

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»Überhaupt ist der Mythos weit mehr dem Zweifel entzogen als die Geschichte – er bringt Ideen, die Geschichte nur Tatsachen.«

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»Zum Mythischen kehrt man nicht zurück, man begegnet ihm wieder, wenn die Zeit in ihrem Gefüge wankt.«

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»Wie sehr uns das Gedächtnis im Stich lässt – die Erinnerung bleibt uns treu.«

Gotthold Ephraim Lessing

Gotthold Ephraim Lessing

»Der Zerstreute denkt, und denkt nur das nicht, was er, seinen itzigen sinnlichen Eindrücken zu Folge, denken sollte. Seine Seele ist nicht entschlummert, nicht betäubt, nicht außer Tätigkeit gesetzt; sie ist nur abwesend, sie ist nur anderwärts tätig.«

(Vgl. auch: ►»Lob der Zerstreuung«.)

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»Aber muß man nicht oft unbedachtsam handeln, wenn man das Glück anreizen will, etwas für uns zu tun?«

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»So wie es selten Komplimente gibt ohne alle Lügen, so finden sich auch selten Grobheiten ohne alle Wahrheit.«

Pablo Picasso

Pablo Picasso

»Es gibt den Maler, der aus der Sonne einen gelben Fleck macht, aber es gibt auch den, der mit Überlegung und Geschick aus einem gelben Fleck eine Sonne macht.«

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»Kunst ist die Lüge, die es uns ermöglicht, die Wahrheit zu erkennen.«

Robert Musil

Robert Musil

»Wenn man alles zusammenfaßte, so kam es nicht weit davon hinaus, daß Ulrich an den ›Sündenfall‹ und an die ›Erbsünde‹ glaubte. Das heißt, er hätte geradezu annehmen mögen, daß es irgend einmal eine bis an den Grund reichende Veränderung im Verhalten des Menschen gegeben habe, die ungefähr so gewesen sein müsse, wie wenn ein Verliebter nüchtern wird: er sieht dann wohl die ganze Wahrheit, aber etwas Größeres ist zerrissen worden, und die Wahrheit ist überall bloß wie ein Teil, der übrig geblieben und wieder zusammengeflickt worden ist. Vielleicht war es sogar wirklich der Apfel der ›Erkenntnis‹, der diese Veränderung im Geiste anrichtete und das Menschengeschlecht aus einem ursprünglichen Zustand hinausstieß, in den es erst nach unendlichen Erfahrungen und durch Sünde weise geworden, wieder zurückfinden mochte.« (MoE)

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Es gibt im Leben eine Zeit, wo es sich auffallend verlangsamt, als zögerte es weiterzugehn oder wollte seine Richtung ändern. Es mag sein, dass einem in dieser Zeit leichter ein Unglück zustösst. (Grigia)

Adolph Freiherr Knigge

Adolph Freiherr Knigge

»Wer mit vielen umgeht, treibt einen Kleinhandel, bei dem es zwar viel zu tun, aber wenig zu erwerben gibt.«

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»Doch dünkt mich, man vermeidet heutzutage oft zu vorsätzlich alle Gelegenheiten, über Religion zu reden. Einige Leute schämen sich, Wärme für Gottesverehrung zu zeigen, aus Furcht, für nicht aufgeklärt genug gehalten zu werden, und andre affektieren religiöse Empfindungen, scheuen sich, auch nur im mindesten gegen Schwärmerei zu reden, um sich bei den Andächtlern in Gunst zu setzen. Ersteres ist Menschenfurcht und letzteres Heuchelei, beides aber eines redlichen Mannes gleich unwert.«

Nicolás Gómez Dávila

Nicolás Gómez Dávila

»Die Bibel ist nicht die Stimme Gottes, sondern die des Menschen, der ihn findet.«

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»Als Christus starb hinterließ er keine Dokumente, sondern Jünger.«

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»Das Schwierige ist nicht, an Gott zu glauben, sondern zu glauben, dass wir ihm etwas bedeuten.«

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»Ich verstehe nicht, wie die Vernunft jemanden vom Katholizismus abbringen kann; wenn mich etwas an seiner Schwelle innehalten ließe, dann sein Rationalismus und sein übermäßiges Vertrauen in die Vernunft.«

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»Während der Protestant von einem Text abhängt, sind wir Katholiken der Prozess, in dem der Text geboren wurde.«

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»Die Religion ist weder Konklusion aus Vernunftgründen, noch Erfordernis der Ethik, noch Stadium der Sensibilität, noch Instinkt, noch soziales Produkt. – Die Religion hat keine Wurzeln im Menschen.«

Aurelius Augustinus

Aurelius Augustinus

»Ich würde nicht einmal dem Evangelium trauen, wenn mich die Autorität der katholischen Kirche nicht dazu bewegen würde.«

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»Ein Wunder passiert nicht gegen die Natur, sondern gegen unser Wissen von der Natur.«

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»Häufig schlägt der Ratsuchende das Buch eines Dichters auf, der von ganz anderen Dingen schreibt, und es springt ihm doch eine Stelle ins Auge, die wunderbar auf sein Problem zutrifft.«

Vladimir Nabokov

Vladimir Nabokov

»Wer eine Geschichte ›wahr‹ nennt, beleidigt Kunst und Wahrheit zugleich. Jeder große Schriftsteller ist ein großer Augenwischer, doch das gilt auch für die Erzbetrügerin Natur, denn sie führt uns beständig hinters Licht. Von der einfachen Täuschung, die in der Fortpflanzung besteht, bis hin zum wunderbar irreführenden Mimikry, der Schutzfärbung von Schmetterlingen oder Vögeln, gibt es in der Natur ein großartiges Geflecht aus Zauberkunststückchen und Tricks. So folgt also, wer Dichtung schreibt, lediglich dem Vorbild der Natur.«

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»Perhaps, if the future existed, (…) the past would not be so seductive.«

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»›Realität‹, eines der wenigen Wörter, die ohne Anführungszeichen nichts bedeuten.«

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»Ich gestehe, ich glaube nicht an die Zeit. Es macht mir Vergnügen, meinen Zauberteppich nach dem Gebrauch so zusammenzulegen, dass ein Teil des Musters über den anderen zu liegen kommt. Mögen Besucher ruhig stolpern.«

Platon

Platon

»Denken ist das Gespräch der Seele mit sich selbst.«

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»Der Körper ist für uns ein Grab.«

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»Dass wir ja nicht Redefeinde werden, wie andere wohl Menschenfeinde! … Denn schön ist der Preis und die Hoffnung groß.«

Evelyn Waugh

Evelyn Waugh

»You have no idea how much nastier I would be if I was not a Catholic. Without supernatural aid I would hardly be a human being.«

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»We cherish our friends not for their ability to amuse us, but for ours to amuse them.«

Oscar Wilde

Oscar Wilde

»Man is least himself when he talks in his own person. Give him a mask, and he will tell you the truth.«

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»The very essence of romance is uncertainty.«

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»Life imitates art far more than art imitates life.«

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»I never travel without my diary. One should always have something sensational to read in the train.«

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»I am so clever that sometimes I don’t understand a single word of what I am saying.«

Ernest Hemingway

Ernest Hemingway

Shortest Short Story: »For Sale: Baby shoes, never worn.«

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»Ich trinke, um andere Menschen interessanter zu machen.«

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»The only kind of writing is rewriting.«

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»Es ist dumm, keine Hoffnung zu haben. Es ist eine Sünde, nicht zu denken.«

Wilhelm Genazino

Wilhelm Genazino

»Der Argwohn vor unserem eigenen Abbild ist die Erfahrung unserer zukünftigen Abwesenheit.«

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»Kinder und Tiere scheitern, ohne bösartig zu werden. Ihr Lebensprinzip ist die problemlose Wiederholung.«

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»Zu uns kommen Menschen, […] die das Gefühl haben, dass aus ihrem Leben nichts als ein langgezogener Regentag geworden ist und aus ihrem Körper nichts als der Regenschirm für diesen Tag.«

John le Carré

John le Carré

»Je mehr Identitäten jemand hat, um so mehr zeigt sich in ihnen die Person, die darunter steckt. (…) Wenige Menschen können ihre eigentlichen Neigungen verleugnen, wenn sie sich eine andere Persönlichkeit andichten.«

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»Every writer wants to be believed. But every writer knows he is spurious; every fiction writer would rather be credible than authentic.«

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»I think what gives my works whatever universality they have is that they use the metaphysical secret world to describe some realities of the overt world.«

Randall Jarrell

Randall Jarrell

»And yet, the ways we miss our lives are life. Yet … Yet … to have one’s life add up to yet

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»A good poet is someone who manages, in a lifetime of standing out in thunderstorms, to be struck by lightning five or six times; a dozen or two dozen times and he is great.«

Robert Walser um 1900

Robert Walser

»Mir fehlt etwas, wenn ich keine Musik höre, und wenn ich Musik höre, fehlt mir erst recht etwas. Dies ist das Beste, was ich über Musik zu sagen weiß.«

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»An gewandten Leuten bemerkt man stets irgend etwas Gemeines.«

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»Die Kunst ist ein so überaus reines und selbstzufriedenes Wesen, daß es sie kränkt, wenn man sich um sie bemüht.«

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»Autorität scheint sich auf die Übung zu stützen, den Einfluß nur spärlich merken zu lassen.«

Pier Paolo Pasolini

Pier Paolo Pasolini

»Der Tod liegt nicht darin, sich nicht mitteilen zu können, sondern darin, nicht mehr verstanden zu werden.«

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»Ich weiß sehr wohl, wie widersprüchlich man sein muss, um wirklich konsequent zu sein.«

Tony Soprano

Tony Soprano

»Nowadays, everybody’s gotta go to shrinks and counselors, and go on Sally Jessy Raphael and talk about their problems. Whatever happened to Gary Cooper? The strong, silent type. That was an American. He wasn’t in touch with his feelings. He just did what he had to do. See, what they didn’t know was once they got Gary Cooper in touch with his feelings that they wouldn’t be able to shut him up! And then it’s dysfunction this, and dysfunction that, and dysfunction vaffancul!«

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»Life is putting Prozac to the test.« – »Das Leben ist für Prozac ein guter Test.«

Corrado Junior Soprano

Corrado »Junior« Soprano

»Keep thinking you know everything. Some people are so far behind in a race, that they actually believe they’re leading.«

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»You heard about the chinese Godfather? He made them an offer they couldn’t understand.«

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»My father told me to never get old. I should have listened to him.«

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