Spoiler-Alarm

Ein Anfangskuriosum: Warum beginnen die altehrwürdigen Novellen stets mit einem Spoiler?

Dem Plot wird die Spannung genommen, damit der Erzählfaden sich in Schlingen legen kann.

Das sind keine Rätsel

Cristofano dell'Altissimo: Giovanni Boccaccio (1568) – Uffizien

Cristofano dell’Altissimo: Giovanni Boccaccio (1568)

So lautet etwa der Vorspann der berühmten Falkennovelle:

»Federigo degli Alberighi liebt, ohne Gegenliebe zu finden, und verzehrt in ritterlichem Aufwand sein ganzes Vermögen, so daß ihm nur ein einziger Falke bleibt. Den setzt er, da er nichts anderes hat, seiner Dame, die ihn zu besuchen kommt, zum Essen vor. Sie aber ändert, als sie dies vernommen, ihre Gesinnung, nimmt ihn zum Manne und macht ihn reich.«
[Giovanni Boccaccio: Decamerone, V, 9.]

Boccaccio selbst erklärt allerdings die Spannungskiller mit einer Art artiger freiwilliger Selbstkontrolle, zeitgeistkonform Triggerwarnung genannt:

»Wer sich jedoch auf die Lektüre dieser [Novellen] einlässt, der lasse die stechenden liegen und lese die, die Freude bereiten. Um niemanden zu täuschen, tragen sie alle auf ihrer Stirn ein Zeichen, was sie in ihrem verborgenen Schoß tragen.«

»Tuttavia chi va tra queste leggendo, lasci star quelle che pungono, e quelle che dilettano legga: elle, per non ingannare alcuna persona, tutte nella fronte portan segnato quello che esse dentro dal loro seno nascoso tengono.« [Conclusione dell’autore].

Siehe unten: Die warnenden Inhaltsangaben in roter Hervorhebung.

© 2022 Christoph D. Hoffmann
Bildnachweise
Boccaccio: Wikimedia

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